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Betonwerk_Ruedersdorf

Die Betonwerke der Preussag AG während der Zeit des Nationalsozialismus

Die ›Preußische Bergwerks- und Hütten AG‹, die ›Preussag AG‹, übernahm 1923 die ›Rüdersdorfer Berginspektion‹. Besonders nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 erlebte sie einen enormen Aufschwung und wurde zu einer der größten und bedeutendsten Baustoffhersteller im Deutschen Reich.  Es wurden Baustoffe für den Autobahnbau, Infrastrukturprojekte in und um Berlin sowie für die Bautätigkeit in der Hauptstadt benötigt. Aufgrund der staatlichen Konjunkturprogramme im Baugewerbe waren Zement und Beton besonders gefragt. Schon im Jahr 1937 waren die Profite der ›Berginspektion Rüdersdorf‹ sehr hoch und die Zahl der Angestellten stieg stetig. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wandelte sich die Ausrichtung der Produktion. Für den Kriegszweck wurden hier nun überwiegend Rüstungsgüter hergestellt. 1942 erhielt die ›Berginspektion Rüdersdorf‹ die Auszeichnung ›Nationalsozialistischer Musterbetrieb‹.

Um den Bedarf an Zement für die Großprojekte in Berlin zu stillen, forschte die ›Berginspektion Rüdersdorf‹ seit 1937 an einem neuartigen Zement. Sie entwickelte den sogenannten ›Rüdersdorfer Super-Zement‹, der zu diesem Zeitpunkt eine Innovation war und als besonders hochwertig galt. Trotz des Verbots, weitere Zementwerke im Deutschen Reich zu errichten, erhielt die ›Berginspektion Rüdersdorf‹ eine Sondergenehmigung. 1939 wurde ein neues Zementwerk, das ›Preussag Werk I‹, in Betrieb genommen. Anders als andere Zementfabriken war es vollkommen mechanisiert. Nur 120 Angestellte haben es betrieben und eine neue Filteranlage führte zu einer Entstaubung von 99,5%. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der hier hergestellte Zement überwiegend für kriegswichtige Zwecke verwendet.

Sehen Sie sich das Bild des Preussag Werk II an.

Sehen Sie sich das Bild des Labors der Preussag AG an.

Auch die Betonwerke der ›Berginspektion Rüdersdorf‹ verarbeiteten den Super-Zement. Ab Anfang 1940 wurden im Betonwerk II, das direkt neben dem ehemaligen Zementwerk von C.O. Wegener lag, 50 Kilogramm schwere Stahlsplitterbetonbomben mit eingelagerten Stahl- und Schrottsplittern gefertigt – täglich rund 2000 Stück. Zum Sortiment gehörten ebenfalls Splitterbetonminen, Wurf- beziehungsweise Eierhandgranaten sowie Ersatzpanzerplatten. Zudem stellte das Betonwerk Dielen, Treppenstufen und Fensterrahmen sowie Baukörper zum Schutz vor Fliegerangriffen, wie die ›Rüdersdorfer Luftschutztür‹, Stützen für Kellerausbauten und Stollenrahmen für Splitterschutzgräben her.

Sehen Sie sich ein Bild der Stahlsplitterbetonbombe an.

Das Betonwerk I, das direkt neben dem neu erbauen Zementwerk lag, war das erste ortsfeste vollmechanisierte Betonwerk Deutschlands. Robert von Halász, Bauingenieur und Statiker, entwickelte eine serienmäßige Herstellung von Stahlbetonteilen, die aus dem ›Rüdersdorfer Super-Zement‹ hergestellt wurden. Die Idee dahinter war, dass die Teile nicht mehr, wie damals üblich, auf der Baustelle selbst gegossen wurden. Die Betonteile wurden im Rüdersdorfer Betonwerk gefertigt, auf die Baustellen gebracht und vor Ort zusammengeschweißt. So konnte eine höhere Qualität der Betonteile garantiert werden. Robert von Halász konzipierte eigens dafür Fertigteile für Industriehallen, Massivbarackenbauten und Schwerkassettenplatten für die Abdeckung der Hallen. Pro Tag wurden in Rüdersdorf in etwa die Einzelteile für eine Industriehalle vorgefertigt. 

 

Zwangsarbeit in der Berginspektion Rüdersdorf

Da während des Zweiten Weltkriegs lokale Arbeitskräfte fehlten, wurden in der ›Berginspektion Rüdersdorf‹ im Tagebau und in den Werken der ›Preussag AG‹ vermehrt zivile Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene aus mehr als 16 Nationen eingesetzt. Sie mussten sehr schwierige Arbeits- und Lebensbedingungen ertragen. Russische Zwangsarbeiter arbeiteten unter den härtesten Bedingungen im Tagebau. Andere Zwangsarbeiter*innen wurden in den restlichen Betrieben der ›Preussag AG‹ eingesetzt, auch in den Betonwerken. Viele waren in einem Barackenlager direkt neben dem Tagebau (Am Bruch 6) untergebracht. Die Zwangsarbeiter*innen erhielten nur eine grundlegende Versorgung mit Nahrungsmitteln. Zum Kriegsende machten sie nahezu 65 Prozent der Belegschaft aus. 

Belegschaftszahlen der ›Berginspektion Rüdersdorf‹ insgesamt 

Jahr                                   Angestellte                davon Zwangsarbeiter*innen

1942                                   2.868                            1.339 (46,7%)

1943                                   3.686                            2.269 (59,2%)

1944                                   3.838                            2.269 (59,1%)

März 1945                        3.433                            2.217 (64,6%)

Sehen Sie sich ein Bild der Zwangsarbeiterinnen während ihrer Arbeit im Betonwerk an.

 

The Concrete Works of Preussag AG during National Socialism

The ›Preußische Bergwerks- und Hütten AG‹, the ›Preussag AG‹, took over the ›Rüdersdorfer Berginspektion‹ in 1923. Especially after Hitler's seizure of power in 1933, it experienced an enormous boom and became one of the largest and most significant producers of building materials in the German Reich. Infrastructure projects in and around Berlin, as well as construction activities in Berlin, required construction materials. Cement and concrete were particularly in demand in the construction industry due to state-led economic programs. By 1937, the profits of the ›Berginspektion Rüdersdorf‹ of Preussag AG were very high, and the number of employees steadily increased. However, with the outbreak of World War II, its production shifted. It began predominantly producing military goods for the war effort. In 1942, it was awarded the title of ›Nationalsozialistischer Musterbetrieb‹ (›National Socialist Model Company‹).

To meet the demand for cement for major projects in Berlin, the ›Berginspektion Rüdersdorf‹ had been researching a new type of cement since 1937. They developed the so-called ›Rüdersdorfer Super-Zement‹, which was an innovation and considered of high quality. Despite the prohibition on building additional cement factories in the German Reich, the ›Berginspektion Rüdersdorf‹ received a special permit, leading to the opening of a new cement factory, ›Preussag Werk I‹, in 1939. Unlike other cement factories, it was fully mechanized. Only 120 employees operated the cement factory, and a new filtering system achieved 99.5% dedusting. During World War II, the cement produced here was mainly used for war-related purposes.

Look at the picture of the Preussag Plant II.

Take a look at the picture of the Preussag AG laboratory.

The concrete plants of the ›Berginspektion Rüdersdorf‹ also processed the Super-Zement. From early 1940, the Betonwerk II, located right next to the former cement factory of C.O. Wegener, manufactured a 50-kilogram heavy steel fragment concrete bomb with embedded steel and scrap fragments. Around 2,000 bombs were produced daily. The product range also included fragment concrete mines, throwing or handheld grenades, and replacement armor plates. The Betonwerk also produced planks, stair steps, and window frames. Part of its production consisted of structures for protection against air raids, such as the ›Rüdersdorfer Luftschutztür‹, supports for basement extensions, and frame structures for shrapnel protection trenches.

Picture of the steel splinter concrete bomb.

In 1940, the Preussag AG established another concrete plant, Betonwerk II. It was Germany's first stationary, fully mechanized concrete plant. Robert von Halász, a civil engineer and structural engineer, developed a standardized production of reinforced concrete parts made from ›Rüdersdorfer Super-Zement‹. The idea was that the parts would no longer be cast on-site, as was customary at the time. The concrete parts were instead pre-manufactured in the Rüdersdorf concrete plant, assembled on the construction sites, and welded together on-site. This guaranteed a higher quality of the concrete parts. Robert von Halász designed prefabricated components for industrial halls, solid barracks buildings, and heavy slabs for hall coverings. Approximately one industrial hall was prefabricated daily in Rüdersdorf.

 

Forced Labor in the Berginspektion Rüdersdorf

Due to a shortage of local labor during World War II, civil forced laborers and prisoners of war were increasingly employed in the ›Berginspektion Rüdersdorf‹. Coming from over sixteen different nations, they worked in the quarry and in the ›Preussag AG‹ plants. The working and living conditions for the forced laborers were harsh. Russian forced laborers worked under the most difficult conditions in the quarry. Many were accommodated in a barracks camp directly adjacent to the quarry. The forced laborers received only basic food supplies. Near the end of the war, forced laborers accounted for nearly 65 percent of the workforce.

Year                       Employees                Among them forced laborers

1942                      2.868                           1.339 (46,7%)

1943                      3.686                           2.269 (59,2%)

1944                      3.838                           2.269 (59,1%)

March 1945        3.433                           2.217 (64,6%)

 

See a picture of the forced laborers during their work in the concrete plant.

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