
Betonwerke des VEB ›Rotes Banner‹ in Hennickendorf
Ab 1960 wurde im Ziegelwerk VEB ›Rotes Banner‹ eine Betonwarenabteilung aufgebaut. Aufgrund des immer knapper werdenden Tons wurde die Notwendigkeit gesehen, die Produktion zu verändern, sodass in Hennickendorf auch Betonteile gefertigt wurden. Zunächst waren es Hohlblocksteine sowie Fensterrahmen für den Wohnungsbau. Der Mangel an Zement und den Zuschlagstoffen führte immer wieder zu Schwierigkeiten. War kein Kies vorhanden, wurde beispielsweise auf Ziegelbruch zurückgegriffen. 1972 waren es insgesamt 27.700 Tonnen Betonteile, die in Hennickendorf gefertigt wurden.
Nachdem in den 1970er Jahren die Kriegsschäden beseitigt waren, stellte sich die SED-Regierung einem großen Problem: der Wohnungsnot. Trotz der Instabilität der Wirtschaft beschloss die Regierung 1972 das Wohnungsbauprogramm. Der bis dahin geltende Slogan ›jedem eine Wohnung‹ wurde durch ›jedem seine Wohnung‹ ersetzt. Ziel war es, drei Millionen Wohnungen zu bauen. Ein ambitioniertes Ziel. Anstelle auf Ziegelsteine setzte man nun auf Beton. Für den seriellen Wohnungsbau wurden die Teile in den Betonwerken vorgefertigt, zu den Baustellen gefahren und dort zusammengesetzt. Die Herstellung von Großtafeln für den Plattenbau sparte Zeit, Geld und Arbeitskräfte. Überall in der Republik entstanden Plattenbausiedlungen, die für die damalige Zeit Komfort boten. Schlussendlich waren es zwei Millionen Wohnungen, die durch das Wohnungsbauprogramm entstanden.
Das Betonwerk in Hennickendorf wurde in den 1970er Jahren immer wichtiger für die Wohnungsbauindustrie. Im Jahr 1979 stellte das Betonwerk des VEB ›Rotes Banner‹ seine Produktion auf die Herstellung von Betonteilen für den Wohnungsbau um. Es wurden Platten für die Wohnungsbaureihe SL 3600 gefertigt. 1983 wurde das Werk vom VEB ›Wohnungs- und Gesellschaftsbaukombinat‹ Frankfurt (Oder) übernommen.
Die Wohnungsbaureihe SL 3600 findet sich vor allem in der Altstadt von Bernau und Greifswald wieder. In den Innenstädten wurden in den 1970er Jahren vermehrt Plattenbauten errichtet. Die Renovierung der Altbauten fand aufgrund des Mangels an Handwerksbetrieben, die diese Arbeiten durchführen konnten, nicht mehr statt. Ähnlich wie in der Bundesrepublik Deutschland wurden viele der historischen Bauten abgerissen und durch Neubauten – vorwiegend in besagter Systembauweise - ersetzt. Die Wohnungen in den drei- bis fünfstöckigen Gebäude hatten eine Durchschnittsgröße von 58,80 m². Sie waren überwiegend als 3- oder 4-Raum Wohnungen konzipiert. Als Besonderheit verfügten sie über eine Loggia und einen Erker.
The Cement Plant of the VEB ›Rotes Banner‹ in Hennickendorf
From 1960, a concrete products department was established at the brickworks VEB ›Rotes Banner‹. Due to the increasingly scarce supply of clay, the need to change production was recognized, resulting in the production of concrete components in Hennickendorf. Initially, hollow concrete blocks and window frames for residential construction were manufactured. The shortage of cement and aggregates posed recurring challenges for the concrete plant's concrete products department. When gravel was unavailable, for example, crushed bricks were used instead. In 1972, a total of 27,700 tons of concrete components were produced in Hennickendorf.
After addressing the war damages in the 1970s, the SED government faced a significant challenge: the housing shortage persisted. Despite economic instability, the government decided on a housing program in 1972. The previous slogan ›a home for everyone‹ was replaced with ›a home for each individual‹. The goal was to build three million apartments – an ambitious target. Instead of using bricks, concrete was now favoured for construction. Concrete components were prefabricated in concrete plants for serial construction, transported to the construction sites, and assembled there. Producing large panels for panel buildings saved time, money, and labor. Throughout the country, panel housing estates were built, offering comfort for that era. Ultimately, two million apartments were created through the housing program.
In the 1970s, the Hennickendorf concrete plant became increasingly important for the residential construction industry. In 1979, the concrete plant of VEB ›Rotes Banner‹ completely shifted its production to the manufacturing of concrete components for residential construction. Concrete panels for the SL 3600 housing series were manufactured. In 1983, it was taken over by VEB Wohnungs- und Gesellschaftsbaukombinat Frankfurt (Oder).
The SL 3600 housing series was a type of construction that was implemented especially in the historical centres of Greifswald and Bernau. The construction of panel buildings in city centres was reemphasized in the 1970s. Renovation of old buildings was no longer feasible due to the scarcity of craftsmen who would be able to carry out such work. Similar to the Federal Republic of Germany, many historic buildings were demolished and replaced with new constructions, mainly panel buildings. The three- to five-story buildings had an average size of 58.80 m². The apartments were predominantly designed as 3- or 4-room apartments. Notably, they featured a loggia and a bay window.
› Zementindustrie in Rüdersdorf
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› Betonwerke des VEB ›Rotes Banner‹ in Hennickendorf
























