Geologie in Rüdersdorf
Seit Jahrhunderten wird in Rüdersdorf Kalkstein abgebaut, um ihn als Naturstein oder als Rohstoff zur Branntkalk- und Zementherstellung zu nutzen. Im 13. Jahrhundert erkannten die Zisterzienser-Mönche den Wert des Gesteins und begannen als erste mit dem Kalksteinabbau.
Dass Kalksteinabbau überhaupt möglich ist, ist einer Besonderheit der Natur zu verdanken. Die Gegend um Rüdersdorf ist eigenartig hüglig, an den meisten Stellen der Region ist die Landschaft relativ platt. Denn hier wurde Kalkstein durch ein Salzkissen aus der Tiefe nach oben gedrückt. Üblicherweise liegen solche Schichten in durchschnittlich 1000 Meter Tiefe, in Rüdersdorf aber eben direkt an der Erdoberfläche.
Ohne diesen geologischen Schatz würde die Region und vor allem die naheliegende Stadt Berlin heute sicherlich anders aussehen, denn der Rüdersdorfer Kalkstein war für das Wachstum der Stadt Berlin unerlässlich.
Vor Millionen von Jahren sah die Region ganz anders aus.
Im frühen Erdmittelalter, der sogenannten Trias vor 252 bis 201 Millionen Jahren, waren alle Landmassen zu einem riesigen Urkontinent – ›Pangäa‹ genannt – vereint. Auf ihm lebten bereits einige Dinosaurier. Das Klima war im Vergleich zu heute warm und die Pole eisfrei. Auch der Ort, an dem sich heute Rüdersdorf befindet, wies damals ein deutlich wärmeres Klima auf als heute.
In der Mittleren Trias entstanden vor 247 bis 239 Millionen Jahren unter anderem die Muschelkalkschichten. Von der Tethys, einen Ozean im Osten, strömte durch eine schmale Öffnung Meerwasser in das Germanische Becken, einer Senke auf dem Gebiet des heutigen Mittel- und Nordeuropas. So entstand über die Zeit ein flaches Meer. Überbleibsel des alten Ozeans sind bis heute übrigens das Mittelmeer, das Schwarze und auch das Kaspische Meer.
Mit dem Zufluss gelangten auch Meerestiere, Muscheln und andere Organismen in dieses flache Meer. Sie sanken nach ihrem Tod auf dem Meeresboden im Schlamm ein. So bildeten sich über Millionen von Jahren Schichten, die wiederum über weitere Millionen von Jahren von jüngeren Schichten überlagert wurden. Irgendwann war dadurch der Druck und die Temperatur so hoch, dass sich aus den Schlammschichten festes Sedimentgestein bildete. Die Schichten aus losem Sand wurden also zu Sandstein, die Schichten aus dem schlammigen Kalk wurden so ebenfalls fest und zu Stein: Kalkstein. Noch heute lassen sich die fossilen Überreste aus Jahrmillionen Erdgeschichte finden, jeder Besucher kann auf einer der geologischen Touren im Museumspark Rüdersdorf selbst auf Fossiliensuche gehen.
Am Ende der Muschelkalkzeit wurde die Verbindung des Binnenmeeres zur Tethys unterbrochen. Mit der Zeit trocknete das Meer aus und wurde zum Festland. Auf dem Gebiet des heutigen Rüdersdorf übten die über die Zeit immer weiter zusammengepressten und überlagerten Gesteinsschichten so viel Druck aus, dass das unter ihnen gelagerte Zechsteinsalz ein mächtiges Salzkissen bildete und nach oben stieg. Dadurch wurden alle darüber liegenden Schichten ebenfalls nach oben gedrückt, so auch der Muschelkalk.
Sonst haben in dieser Region eher die vergangenen Kaltzeiten die Erdoberfläche geprägt und die oberen Schichten bestehen aus Sanden, Kiesen und Geröllen. Die Kalksteinschichten der Mittleren Trias findet man im nord- und mitteldeutschen Raum für gewöhnlich erst in mindestens 1000 Metern Tiefe.
Ihr Ansprechpartner rund um das Thema Geologie
Dr. Ulli Raschke
Geologische Führung
Fossilien sammeln im Steinbruch gibt’s nicht in Norddeutschland? Gibt es doch!
Im Museumspark Rüdersdorf können Sie eine erlebnisreiche Tour im aktiven Tagebau erleben.
Historische Führung
Zu Fuß geht es durch das Gelände des Parks, vorbei an Wohnstätten hin zu Industrie-Bauwerken und Arbeitsorten der hiesigen Kalksteinproduktion.
Lassen Sie sich überraschen, wie hier gelebt wurde.